Retaxfall: unberechtigte MTX-Retaxation
Wenn Apotheken ein Fehler bei der Rezeptbearbeitung unterläuft, erhalten sie in der Regel die Quittung in Form einer Rechnungskürzung im Rahmen einer Retaxation. Doch es gibt durchaus unberechtigte Retaxationen. In solchen Fällen ist ein Einspruch unerlässlich, damit die Apotheke die ihr rechtmäßig zustehende Erstattung erhält. Bei unberechtigten Retaxationen bleibt ein fader Beigeschmack, da der Apotheke bürokratischer Aufwand durch das Beanstandungsverfahren entsteht – oder sie auf den Kosten für die Versorgung sitzenbleibt, falls kein Einspruch eingelegt wird. Von solch einer unberechtigten Retaxation berichtete uns kürzlich eine Apotheke.
Beanstandung: Nichtabgabe eines Rabattarzneimittels
Eine Apotheke hatte im Mai 2024 ein Rezept zulasten der BKK firmus über „MTX Hexal 2,5 mg Tabletten 30 St. PZN 04939116“ erhalten. Da die EDV keine rabattierten Alternativen anzeigte, gab die Apotheke das verordnete Präparat ab. Im Nachgang wurde jedoch eine Retaxation ausgesprochen und die Erstattung gekürzt. Die Begründung lautete: „Nichtbeachtung der Rabattverträge gemäß § 11 des Rahmenvertrags nach § 129 Abs. 2 SGB V“.
Die Apotheke recherchierte den Abgabevorgang und konnte erneut keine zum Abgabezeitpunkt vorrangig abzugebenden Rabattarzneimittel ausfindig machen. Daher legte sie Einspruch ein und bat um konkrete Hinweise, welches denn der korrekte Rabattpartner gewesen wäre. Als Antwort auf den Einspruch wurde der Apotheke mitgeteilt:
„Nach erneuter Überprüfung wird die Beanstandung für diese Verordnung zurückgenommen.“
Offenbar hatte die Krankenkasse festgestellt, dass die Apotheke bei der Abgabe sehr wohl korrekt vorgegangen war.
Kein Austausch erlaubt!
Die Überprüfung des Falles zeigte auch den Grund, warum kein Austausch zulässig war: Es gab zwar ein wirkstoffgleiches Rabattarzneimittel (in der Abbildung gekennzeichnet durch das %-Zeichen), dies hatte aber keinerlei übereinstimmende Indikation mit dem verordneten Präparat, was an dem Strich in der Spalte „IÜ“ zu erkennen ist:
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Dementsprechend war die Darstellung in der EDV der Apotheke korrekt, die den Rabattartikel nicht zur Abgabe anzeigte, und die Apotheke handelte richtig, indem sie keinen Austausch vornahm.
Mutmaßlich wurde bei der Rezeptprüfung seitens der Krankenkasse nur auf das Vorhandensein von Rabattverträgen für den Wirkstoff Methotrexat kontrolliert, aber nicht, ob das Rabattvertragsarzneimittel überhaupt für die Abgabe in Frage gekommen wäre. Dies wurde erst auf die Nachfrage der Apotheke hin umgesetzt – mit der Erkenntnis, dass die Retaxation zu Unrecht ausgesprochen wurde, woraufhin sie folgerichtig zurückgenommen wurde.
Wie eingangs erwähnt steht bei solchen unberechtigten Retaxationen die Frage im Raum: Warum werden Apotheken für Fehler in Form von Retaxationen bestraft, wohingegen Fehler seitens der Krankenkassen nicht verfolgt werden. Eine Pauschale, die Apotheken sowohl für den bürokratischen als auch den Zeitaufwand des Beanstandungsverfahrens entschädigt, wäre wünschenswert.
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