Keuchhusten-Comeback: höchste Inzidenz seit Beginn der Meldepflicht
Das aktuelle Epidemiologische Bulletin des Robert Koch-Instituts (RKI) widmet sich der alarmierenden Entwicklung der Pertussis-Fallzahlen in Deutschland. Seit Einführung der Meldepflicht im Jahr 2013 haben die Fallzahlen im Jahr 2024 mit über 22.000 gemeldeten Fällen einen Höchststand erreicht. Die detaillierte Analyse unterstreicht die Bedeutung der Impfung, insbesondere von Säuglingen und Risikogruppen, um die Ausbreitung und die schweren Verläufe der Erkrankung einzudämmen.
Das aktuelle Epidemiologische Bulletin des RKI (Ausgabe 48/2024) analysiert die aktuellen Fallzahlen von Pertussis in Deutschland. Bis Ende 2024 wurden 22.379 Fälle gemeldet – der höchste Wert seit Einführung der Meldepflicht im Jahr 2013. Während in den Jahren 2020 und 2021 aufgrund der COVID-19-Schutzmaßnahmen ein deutlicher Rückgang der Fallzahlen zu beobachten war, stiegen die Zahlen seit Ende 2023 wieder stark an. Die wöchentliche Inzidenz im Jahr 2024 ist doppelt so hoch wie in den präpandemischen Jahren 2015–2019.
Die Erkrankung wird fast ausschließlich (98 %) durch Bordetella pertussis verursacht, das in der Regel einen schwereren Verlauf verursacht als die seltenere Variante B. parapertussis. Besonders betroffen sind Säuglinge unter einem Jahr mit einer Inzidenz von 121,7 pro 100.000 Einwohner. In dieser Altersgruppe treten häufig atypische Verläufe auf, unter anderem mit Atemstillstand und schweren Komplikationen, wobei etwa 50 % der betroffenen Säuglinge stationär behandelt werden müssen. Auch die Altersgruppe der 10- bis 19-Jährigen weist mit 102,3 Fällen pro 100.000 Einwohner eine hohe Belastung auf.
Im Jahr 2024 wurden dem RKI fünf Todesfälle im Zusammenhang mit Pertussis gemeldet, von denen vier direkt auf die Infektion zurückzuführen waren. Betroffen waren vor allem Säuglinge sowie ältere Kinder und Erwachsene mit schweren Vorerkrankungen. Die Mehrzahl der Erkrankten war zum Zeitpunkt der Erkrankung nicht oder nicht ausreichend geimpft. Bei 81 % der betroffenen Säuglinge fehlte der Schutz durch eine Pertussis-Impfung der Mutter während der Schwangerschaft.
Die STIKO empfiehlt eine vollständige Grundimmunisierung für Säuglinge, entsprechend einer Impfung im Alter von 2, 4 und 11 Monaten sowie Auffrischimpfungen im Vorschulalter (5–6 Jahre) und im Jugendalter (9–16 Jahre). Erwachsene sollten einmalig bei der nächsten Tetanusimpfung gegen Keuchhusten geimpft werden. Für Schwangere wird eine Pertussis-Impfung im letzten Drittel der Schwangerschaft empfohlen, um das Neugeborene in den ersten Lebenswochen zu schützen. Enge Kontaktpersonen von Säuglingen, wie Eltern und medizinisches Personal, sollten ihren Impfschutz alle 10 Jahre auffrischen lassen.
Das aktuelle Bulletin finden Sie auf der Seite des RKI unter folgendem Link: https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2024/Ausgaben/48_24.pdf?__blob=publicationFile