Probiotika in Kombination mit Antibiotika können Schäden am Darmmikrobiom verringern
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Antibiotika sind heutzutage nicht mehr wegzudenken. Sie retten jährlich Millionen Menschen das Leben, sind aber auch mit einigen unerwünschten Nebenwirkungen verbunden. Besonders das Darmmikrobiom, das bei gesunden Menschen viele wichtige Aufgaben übernimmt, wird durch eine Antibiotikatherapie nachhaltig geschädigt. Eine aktuelle systematische Übersichtsarbeit zeigt nun, dass die Kombination aus Probiotikum und Antibiotikum positive Effekte für den Patienten haben kann.
Viele Menschen verdanken ihr Leben der Antibiotikatherapie. In Deutschland gingen allein im Jahr 2019 34 Millionen Verschreibungen auf Antibiotika zurück.1 Zwar sind die Verordnungen seit ein paar Jahren rückläufig, dennoch entfällt rund jede 20. ambulante Verordnung zulasten der gesetzlichen Krankenkassen auf Antibiotika. Häufig ist die antibiotische Therapie jedoch mit einer Vielzahl von Nebenwirkungen verbunden. Neben der Entwicklung von Resistenzen ist vor allem die Schädigung des Darmmikrobioms zu nennen. Denn nicht nur pathogene Bakterien werden beeinflusst, auch gutartige Darmbakterien, die eine Reihe wichtiger Funktionen ausüben, werden in ihrer Diversität und Anzahl nachhaltig verändert. Einige Studien gehen davon aus, dass es nach einer einmaligen Antibiotikatherapie bis zu 4 Jahre dauern kann, bis der Schaden an der Darmflora behoben ist.2 Umso wichtiger ist es, diesen Schaden zu minimieren.
Schon frühere Studien konnten zeigen, dass die zusätzliche Gabe von Probiotika die gastrointestinalen Nebenwirkungen verringern können. Es ist jedoch ungeklärt, ob Probiotika ebenfalls die Vielfalt und Zusammensetzung der Darmbakterien günstig beeinflussen.
Forschende der School of Medical and Health Sciences am Tecnológico de Monterrey, der University of Texas und der Texas Christian University veröffentlichten nun ihre systematische Übersichtsarbeit im Journal of Medical Microbiology, in der 29 Studien der letzten 7 Jahren hinsichtlich der Gabe von Antibiotika, Probiotika und der Kombination aus beiden analysiert wurden.
Die Forschenden kamen zu dem Ergebnis, dass die Gabe von Probiotika einige ungünstige antibiotikainduzierte Veränderungen der Diversität und Zusammensetzung des Darmmikrobioms mildern können. Des Weiteren konnte gezeigt werden, dass die Population einiger nützlicher Bakterien, wie dem antientzündlichen Faecalibacterium prausnitzii, durch Probiotika effektiv geschützt werden konnte.3
1 AOK: Jedes zweite verordnete Antibiotikum ist ein Reservemedikament. Online verfügbar unter: https://www.aok-bv.de/presse/pressemitteilungen/2020/index_23897.html
2 Petra Zimmermann und Nigel Curtis: The effect of antibiotics on the composition of the intestinal microbiota – a systematic review. DOI: 10.1016/j.jinf.2019.10.008
3 Melissa Fernandez-Alonso et al.: Effect of adding probiotics to an antibiotic intervention on the human gut microbial diversity and composition: a systematic review. DOI: 10.1099/jmm.0.001625