Erstes Medikament gegen seltene genetische Erkrankung: Welireg® erhält bedingte Zulassungs­empfehlung

Die Europäische Arznei­mittel-Agentur (EMA) hat die bedingte Zulas­sung des Medika­ments Welireg® (Belzutifan) empfohlen. Es ist das erste Medi­ka­ment, das speziell für die Behand­lung bestimmter Tumoren ent­wickelt wurde, die mit der seltenen gene­tischen Von-Hippel-Lindau-Krank­heit (VHL) einher­gehen. Es ist auch zur Zulas­sung für die Behandlung von Erwachsenen mit fort­ge­schrit­tenem Nieren­zell­karzinom (RCC) empfohlen, die bereits eine Vorbe­hand­lung erhalten haben.

Die VHL-Krank­heit ist eine genetisch bedingte Erkrankung, von der etwa 3 von 100.000 Menschen in der EU betroffen sind. Sie wird durch Mutationen im Tumor­suppressor-Gen VHL verur­sacht, das für das VHL-Protein (pVHL) kodiert. Diese Mutation wird auto­somal-dominant vererbt und führt zur Ent­wick­lung von Zysten und Tumoren, vor allem im Gehirn, in der Netz­haut der Augen und in den Nieren. Bisher gab es in der EU keine systemischen Therapie­optionen für VHL-assozi­ierte Tumoren, wenn lokale Ver­fahren wie Operation oder Bestrah­lung unge­eignet oder uner­wünscht waren.

Welireg® wird einmal täg­lich oral einge­nommen und blockiert die Aktivität des Hypoxie-induzier­baren Faktors 2 alpha (HIF-2α). Dieser Faktor spielt eine zentrale Rolle bei der Zell­proli­feration, der Angio­genese und dem Tumor­wachs­tum. Durch die Hemmung von HIF-2α wirkt Welireg® den Aus­wirkungen des defekten VHL-Proteins entgegen und führt zur Schrumpfung von VHL-assozi­ierten Tumoren. Es zielt auch auf das fortge­schrit­tene Nieren­zell­karzinom (RCC) ab, eine Krebs­form, bei der in den meisten Fällen eben­falls ein defektes VHL-Protein vor­liegt.

Die Empfehlung der EMA basiert auf den positiven Erge­bnissen klinischer Studien. Eine zulas­sungs­relevante Phase-2-Studie unter­suchte die Wirksam­keit und Sicher­heit von Belzutifan bei 61 Patientinnen und Patienten mit mindes­tens einem VHL-assozi­ierten Nieren­zell­karzinom. Die Ergebnisse zeigten, dass 63,9 % der Patientinnen und Patienten teil­weise oder voll­ständig und dauer­haft auf die Behandlung an­sprachen.

Die häufigsten Neben­wirkungen von Welireg® sind Anämie, Müdig­keit, Übel­keit, Kurz­atmig­keit, Schwindel und Sauer­stoff­mangel. Insbe­sondere Anämie und Hypoxie können schwer­wiegend sein und zu Dosis­unter­brechungen, Dosis­reduktionen oder Therapie­ab­brüchen führen.

Mit Welireg® steht erst­mals eine systemische Therapie für Patientinnen und Patienten mit VHL-assozi­ierten Tumoren zur Ver­fügung, die bisher nur lokal behandelt werden konnten. Das Medikament stellt einen wichtigen Fort­schritt in der Behand­lung dieser seltenen gene­tischen Erkrankung dar.
 


Quelle:
EMA: First medicine to treat rare genetic disorder causing cysts and tumours. Online verfügbar unter: https://www.ema.europa.eu/en/news/first-medicine-treat-rare-genetic-disorder-causing-cysts-tumours

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