Wechselwirkung von Brivudin mit Fluoropyrimidinen

Die Wechsel­wirkung zwischen dem Virustatikum Brivudin und Fluoropyrimidinen wie Capecitabin, Fluorouracil und Tegafur kann zum Tod führen. Darauf weisen die Zulassungs­inhaber Brivudin-haltiger Arznei­mittel in einem Rote-Hand-Brief vom 12. Mai 2020 hin. Nach Ende einer Behandlung mit Brivudin muss eine mindestens vierwöchige Warte­zeit einge­halten werden, bevor die Behandlung mit einem Fluoropyrimidin möglich ist. Um die Anwendung von Brivudin sicherer zu machen, werden bestimmte Maßnahmen umgesetzt:

  • Überarbeitung der Fach- und Gebrauchsinformation sowie der Beschriftung des Umkartons, um den Hinweis auf die Einhaltung des 4-Wochen-Intervalls zwischen der Behandlung mit Brivudin und Fluoropyrimidinen noch deutlicher zu machen
  • Beilage einer Patientenkarte mit wichtigen Informationen für Patienten und Angehörige der Gesundheitsberufe in jeder Packung
  • Checkliste für Ärzte, um zu prüfen, ob Brivudin für einen Patienten geeignet ist

Es ist wichtig, Patienten darauf hinzuweisen, dass sie die Patientenkarte während der Therapie mit Brivudin und mindestens vier Wochen danach zu jedem Arzt- und Apothekenbesuch mitnehmen sollten. In der Apotheke sollen Patienten die Karte vorzeigen, bevor ihnen ein Arzneimittel ausgehändigt wird.

Hintergrund

Brivudin ist in den Arzneimitteln Zostex®, Brivudin Aristo® und ZosterGalen® enthalten. Das Nukleosid-Analogon hemmt zum einen virale Enzyme wie die DNA-Polymerase und führt zum anderen als falscher Baustein zu einem vorzeitigen Kettenabbruch bei der DNA-Synthese. Aktiviert wird der Arzneistoff in der virusbefallenen Zelle durch Phosphorylierung. Brivudin wird zur frühzeitigen Behandlung des akuten Herpes Zoster bei immunkompetenten Erwachsenen eingesetzt.

Für die Wechselwirkung von Brivudin mit Fluoropyrimidinen ist der Hauptmetabolit Bromovinyluracil verantwortlich. Dieser hemmt das Enzym Dihydropyrimidindehydrogenase, das Pyrimidin-basierte Arzneimittel wie Fluorouracil, Capecitabin, Tegafur und Flucytosin verstoffwechselt. Dadurch kommt es zu erhöhten Konzentrationen der Fluoropyrimidine, die potenziell tödlich sein können.

Brivudin ist deshalb kontraindiziert bei

  • Patienten, die kürzlich eine Krebs-Chemotherapie mit Fluorouracil-halten Arzneimitteln erhalten haben, derzeit erhalten oder innerhalb von 4 Wochen erhalten sollen, wobei auch topische Präparate, Prodrugs (z. B. Capecitabin, Tegafur) und Kombinationspräparate dazu zählen,
  • Patienten, die vor kurzem eine antifungale Therapie mit Flucytosin erhalten haben oder derzeit erhalten, da eine kleine Menge des Arzneistoffs in Fluorouracil umgewandelt wird,
  • immungeschwächten Patienten, z. B. während oder nach einer Krebs-Chemotherapie, oder bei Patienten, die Immunsuppressiva erhalten.
Bildquelle: www.akdae.de