Versorgung mit Toll­wut­impf­stoffen wird noch knapper – Impf­stoff von Sanofi wird aus dem Handel ge­nommen

Derzeit stehen zwei Tollwutimpfstoffe zur Verfügung. Rabipur von Bavarian Nordic A/S ist schon seit November dieses Jahres knapp. Verfügbar ist das Vakzin laut Hersteller vermutlich erst wieder Ende Januar 2024. Nun wird auch das Alternativpräparat Tollwutimpfstoff (HDC) inaktiviert von Sanofi aus dem Handel genommen – Grund für die STIKO, eine aktuelle Handlungsempfehlung zu veröffentlichen.

Eine Infektion mit dem Rabies­virus ruft eine Enzephalitis hervor, die in nahezu 100 % der Fälle zum Tode führt („dead-end infection“). Zwar gilt die durch Hunde über­tragene Tollwut in Deutsch­land als eradiziert, in weiten Teilen Asiens und Afrikas ist das Expositions­risiko aller­dings immer noch vorhanden. So entfallen etwa 96 % aller durch Toll­wut verursachten Todes­fälle auf diese beiden Kontinente. Für die Präexpositions­prophylaxe (PrEP), vor allem als Reise­impfung, und die Postexpositions­prophylaxe (PEP) stehen der­zeit die zwei Impf­stoffe Rabipur und Tollwutimpfstoff (HDC) inaktiviert zur Verfügung.1 Allerdings dauert der Eng­pass bei Rabipur noch bis voraus­sicht­lich Ende Januar 2024 an, und Sanofi nimmt seinen Impf­stoff nun vom Markt. Der neue Tollwutimpf­stoff Ver­orab® von Sanofi ist bereits zuge­lassen, aber noch nicht verfügbar. Die Belieferung von Notfall­depots zur PEP soll aller­dings sicher­ge­stellt sein.

Um mit den Eng­pässen umzu­gehen, gibt die STIKO folgende Handlungs­empfehlungen:

Zur Postexpositions­prophylaxe (PEP)

  • Jede Apotheke kann bei gegebener Indikation einer PEP auf das Notfall­depot zurück­greifen, falls das Vakzin im Groß­handel nicht verfügbar ist. Dabei sollte bedacht werden, dass die Fleder­maus hier­zu­lande als einziges Reservoir für Toll­wut­viren gilt. Zudem gilt der infektiöse Kontakt mit auffälligen Heim­tieren mit unbe­kanntem Impf­status oder Tieren aus Endemie­gebieten als Indikation.

Zur Präexpositions­prophylaxe (PrEP)

Für die PrEP gilt eine strengere Indikations­stellung:

  • Reisen in Tollwutendemie­gebiete mit langem Aufenthalt, vor allem in ländliche Gebiete ohne medizinische Versorgung
  • Geplanter Kontakt mit Säuge­tieren, die als Über­träger in Betracht zu ziehen sind

Geplante Auf­frisch­impfungen für Personen mit wieder­holtem Expositions­risiko können bis zur Wieder­verfüg­barkeit verschoben werden. Hier kann eine Anti­körper­bestimmung sinn­voll sein. In Ausnahme­fällen, bei Eng­pässen und bei dringender Impfindikation kann laut WHO und Fach­information bei immun­kompetenten Patientinnen und Patienten das Standard-Impfschema, das aus drei Dosen besteht, auf zwei Dosen reduziert werden. Dann sollte allerdings eine dritte Vakzinierung nach mindestens einem Jahr erfolgen.2
 


1 Robert Koch-Institut: Epidemiologisches Bulletin 14/2023. Online verfügbar unter:
https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2023/Ausgaben/14_23.pdf
2 Robert Koch-Institut: Mitteilungen der STIKO zum Impfen bei eingeschränkter Verfügbarkeit von Impfstoffen. Online verfügbar unter:
https://www.rki.de/DE/Content/Kommissionen/STIKO/Lieferengpaesse/Lieferengpaesse_node.html

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