Nach neuen Erkenntnissen: Der Hilfsstoff Talkum gilt als wahrscheinlich krebserregend
Die Internationale Krebsforschungsagentur (IARC) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat Talk, welches in Apotheken häufig unter dem lateinischen Namen „Talkum“ bekannt ist, als „wahrscheinlich krebserregend“ eingestuft. Das pulverförmige Hilfsmittel wird unter anderem in Hautpudern eingesetzt und dient als Schmier- bzw. Trennmittel bei der Herstellung von Tabletten.
Talk ist ein natürlich vorkommendes Mineral, das in fein gemahlener Form als Talkum bezeichnet wird. Es dient unter anderem als Antiklumpmittel und Schmierstoff in Tierfutter sowie als Überzugs- oder Füllstoff in Lebensmitteln. Darüber hinaus findet Talkum Anwendung bei der Herstellung von Gummi, Kunststoffen, Farben und Beschichtungen.
Talkum in der Apotheke
In der Rezeptur dient Talkum als pharmazeutischer Hilfsstoff, der in austrocknenden Pudergrundlagen und Schüttelmixturen verwendet wird. Darüber hinaus ist Talkum in vielen Fertigarzneimitteln enthalten. Bei der Produktion von Filmtabletten wird es als Gegenklebemittel eingesetzt, um zu verhindern, dass die Tablettenkerne beim Überzug aneinanderhaften.
Neubewertung durch die IARC
Die Neubewertung von Talkum als „wahrscheinlich krebserregend“ betrifft sowohl natürlich vorkommenden als auch synthetischen Talk. Der Verdacht, dass Talkum Krebs auslösen könnte, ist nicht neu. In der Vergangenheit hatte die IARC jedoch festgestellt, dass die Evidenz für eine allgemeine Einstufung von asbestfreiem Talkum als krebserregend fehlte. Allerdings wurde die Anwendung von Talkumpuder im Genitalbereich bereits 2009 als potenziell krebserregend eingestuft.
Studien auch an Menschen
Einige Studien an Menschen legen nahe, dass Frauen, die Talkum im Genitalbereich verwendeten, häufiger an Eierstockkrebs erkrankt sind. Die IARC-Experten bewerten diese Beobachtungsstudien jedoch aufgrund methodischer Mängel lediglich als „begrenzten Beweis“, da das verwendete Talkum oft mit Asbest kontaminiert war. Auch unter Frauen in der Zellstoff- und Papierindustrie wurde eine erhöhte Rate von Eierstockkrebs festgestellt, wobei eine gleichzeitige Asbestexposition nicht ausgeschlossen werden konnte.
Die Neubewertung stützt sich stark auf tierexperimentelle Befunde. Eine qualitativ hochwertige Studie zeigte, dass die Anwendung von Talkum zu ungewöhnlichen Tumoren führte. Zudem gibt es „starke mechanistische Beweise“ für die krebserzeugende Wirkung von asbestfreiem Talkum, das chronische Entzündungen in Geweben auslöst, das Wachstum und die Vermehrung menschlicher Zellen im Labor beeinflusst und in Tiermodellen Hyperplasien provoziert.