Sotatercept als First-in-Class-Therapie bei pulmonaler arterieller Hypertonie zugelassen

Die pulmonale arterielle Hypertonie (PAH) ist eine schwere Erkrankung, die durch einen erhöhten Druck in den Lungen­arterien und eine Über­lastung der rechten Herz­hälfte gekenn­zeichnet ist. Pathophysiologisch besteht ein Ungleich­gewicht zwischen gefäß­erweiternden und gefäß­verengenden Mechanismen, das zu strukturellen Veränderungen der Lungen­arterien und einem erhöhten pulmonalen Gefäß­widerstand führt. Trotz verfügbarer Medikamente ist die Prognose für viele Patientinnen und Patienten nach wie vor schlecht. Das First-in-Class-Medikament Sotatercept zeigt jedoch viel­ver­sprechende Ergebnisse und könnte die PAH-Therapie revolutionieren.

Die Diagnose PAH wird gestellt, wenn der mittlere pulmonal-arterielle Blutdruck in Ruhe > 25 mmHg oder unter Belastung > 30 mmHg beträgt. Pathophysiologisch spielt ein Ungleich­gewicht zwischen vasodilatatorischen und vasokonstriktorischen Mediatoren eine zentrale Rolle. Dieses Ungleich­gewicht führt in Kombination mit strukturellen Veränderungen der Lungen­arterien und der rechten Herz­hälfte zu einer zunehmenden Verengung der Gefäße und einer Erhöhung des Blut­drucks im kleinen Kreis­lauf. Dies erhöht die Nach­last im rechten Ventrikel, was schließlich zum Cor pulmonale und Rechts­herz­versagen führen kann. Trotz verschiedener medikamentöser Therapien – darunter Prostazyklin-Analoga, Endothelin-Rezeptor-Antagonisten, PDE-Hemmer und Guanylatzyklase-Aktivatoren – liegt die durch­schnitt­liche Überlebens­rate nach 7 Jahren bei etwa 50 %.1

Sotatercept, ein kürzlich in der EU zugelassenes First-in-Class-Therapeutikum, ist ein Hemmer des Activin-Signalwegs, der das Glykoprotein Activin A blockiert, das bei PAH-Patientinnen und -Patienten übermäßig aktiviert ist. Durch die Hemmung des Activin-Signal­wegs wird das Gleich­gewicht zwischen proliferativen und anti­proliferativen Signal­wegen wiederher­gestellt, wodurch die krankhafte Zell­proliferation in den Lungen­arterien reduziert wird. Dies verhindert den pathologischen Umbau der Arterien­wände und senkt den pulmonalen Gefäß­widerstand, wodurch der Druck auf die rechte Herz­hälfte reduziert wird.

Die STELLAR-Studie zeigte erste viel­ver­sprechende Ergebnisse. Patientinnen und Patienten, die das Medikament erhielten, verbesserten ihre 6-Minuten-Gehstrecke (6MWD) nach 24 Wochen um durch­schnittlich 41 Meter im Vergleich zur Placebo-Gruppe. Auch bei den sekundären Endpunkten gab es signifikante Verbesserungen: 29 % der Interventions­gruppe verbesserten ihre Funktions­klasse (FC) im Vergleich zu 14 % in der Placebo-Gruppe. Sotatercept reduzierte das Risiko für Tod oder Verschlechterung der PAH um 84 % und senkte den Lungen­gefäß­widerstand signifikant. Auch die NT-proBNP-Werte, ein Marker für die Herz­belastung, verbesserten sich signifikant. Diese Ergebnisse unter­streichen das Potenzial von Sotatercept als viel­ver­sprechende neue Behandlungs­option für PAH.2
 


1 Humbert M et al. Treatment of pulmonary arterial hypertension: recent progress and a look to the future. DOI: 10.1016/S2213-2600(23)00264-3
2 Hoeper MM et al. Phase 3 Trial of Sotatercept for Treatment of Pulmonary Arterial Hypertension. DOI: 10.1056/NEJMoa2213558

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