Remdesivir: Empfehlungen zum Einsatz bei Covid-19

Das Virustatikum Remdesivir (Veklury) ist zur Behandlung von Covid-19-Patienten in der EU unter „besonderen Bedingungen“ zuge­lassen. Eingesetzt wird es bei Patienten ab 12 Jahren und einem Körper­gewicht von mindestens 40 kg mit einer Pneumonie, die zusätzlich Sauer­stoff benötigen. Nun haben deutsche Fach­gesell­schaften vor dem Hintergrund der voll­ständig publizierten Daten der ACTT-1- und GS-US-540-5773-Studie Empfehlungen zum Einsatz von Remdesivir veröffentlicht.

In den „Empfehlungen zum sachgerechten Einsatz“ gehen die Autoren zunächst darauf ein, dass das Virustatikum bei einigen hospitalisierten Covid-19-Patienten zu einer verkürzten Zeit bis zur Erholung führen kann. Nicht erwiesen sei jedoch, dass Remdesivir die Mortalität signifikant senke. Die Anwendung erscheine zudem nur in der Anfangsphase der Erkrankung sinnvoll, wobei die Therapiedauer i. d. R. bei fünf Tagen liegen sollte.

Nicht empfohlen wird der Einsatz von Remdesivir bei den folgenden Patienten:

  • Patienten ohne Sauerstoffbedarf und/oder
  • invasiv beatmete Patienten und/oder
  • Patienten mit Niereninsuffizienz (GFR < 30 ml/min) und/oder
  • Patienten mit Leberfunktionsstörung (GPT ≥ 5 x ULN oder GPT-Anstieg und Zeichen einer Hepatitis oder gleichzeitigem Anstieg von Bilirubin, AP oder INR) und/oder
  • Patienten mit einer Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der Hilfsstoffe

Wenn Remdisivir trotz dieser Beschränkungen eingesetzt werden soll, ist die Beratung durch das Infektiologie-Beratungsnetzwerk des Ständigen Arbeitskreises der Kompetenz- und Behandlungszentren für Krankheiten durch hochpathogene Erreger (STAKOB) und der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie (DGI) erforderlich. Das Ergebnis ist zu dokumentieren.

An der Stellungnahme waren folgende Fachgesellschaften beteiligt: Deutsche Gesellschaft für Infektiologie, Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin, Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie, Deutsche Gesellschaft für Pneumologie, Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie und STAKOB.

Hintergrund

Das Virustatikum Remdisivir hemmt die virale RNA-Polymerase. Dadurch beeinträchtigt es die Bildung der viralen RNA und letztendlich die Vermehrung des Virus in den Zellen. Bei Covid-19 wird Remdisivir (Veklury) per (Tropf-)Infusion in eine Vene gegeben. Die Behandlung beginnt mit 200 mg am ersten Tag und wird dann mit 100 mg pro Tag fortgesetzt. Die Behandlungsdauer sollte 5 Tage nicht unterschreiten und nicht mehr als 10 Tage andauern. Im Rahmen von Studien zeigte Remdesivir bei Patienten mit einem schweren Krankheitsverlauf, die zusätzlichen Sauerstoff benötigen, einen signifikanten Einfluss auf die Zeit bis zur Erholung (12 Tage in der Remdesivir-Gruppe vs. 18 Tage in der Placebo-Gruppe). Eine häufige Nebenwirkung sind erhöhte Konzentrationen von Leberenzymen im Blut. Bei Covid-19-Patienten trat zudem häufig Nausea auf. Der Ausschuss für Risikobewertung im Bereich der Pharmakovigilanz (PRAC) der EMA überprüft zudem aktuell ein Sicherheitssignal, nachdem bei einigen Covid-19-Patienten unter Remdesivir über akute Nierenschädigungen berichtet wurde. Die AMK bittet Apotheker/-innen alle Arzneimittelrisiken im Zusammenhang mit der Anwendung von Remdesivir unter www.arzneimittelkommission.de zu melden.

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