Neue S1-Leitlinie „Post-COVID/Long-COVID“ vorgestellt
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Die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V. (DGP) hat zusammen mit anderen Fachgesellschaften eine S1-Leitlinie zu Long Covid (bei bestehenden Covid-19-Symptomen nach mehr als zwölf Wochen auch als Post-Covid-Syndrom bezeichnet) herausgegeben und am vergangenen Mittwoch in einer Pressekonferenz vorgestellt. Die neue Leitlinie gibt Empfehlungen zum klinisch-praktischen Umgang mit den Spätsymptomen einer SARS-CoV-2-Infektion.
Rund eineinhalb Jahre nach Beginn der Covid-19-Pandemie sind viele Fragen bezüglich der Erkrankung noch unbeantwortet. Warum manche Menschen schwerer erkranken als andere oder sich nach einer Infektion langsamer erholen, ist im Detail noch nicht geklärt. Untersuchungen zeigen jetzt, dass bis zu 15 % der Erkrankten mit Spätsymptomen zu kämpfen haben (Post-Covid-Syndrom). Die Symptome dauern teilweise bis über die zwölfte Krankheitswoche hinaus an und äußern sich am häufigsten in Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit und kognitiven Störungen („Brain Fog“). Die Wahrscheinlichkeit, im Anschluss an eine SARS-CoV-2-Infektion ein Post-Covid-Syndrom zu entwickeln, scheint dabei nicht in direktem Zusammenhang mit der Schwere des Krankheitsverlaufs zu stehen. Aufgrund der bislang begrenzten Datenlage wurde eine Leitlinie mit S1-Charakter, also eine Handlungsempfehlung, die auf der Grundlage eines Expertenkonsenses entstanden ist, entwickelt. Die Leitlinie empfiehlt bei der Diagnose eine generalistische interdisziplinäre Herangehensweise mit Blick auf den gesamten Patienten sowie eine Kontinuität in der Versorgung. Sie stellt heraus, dass ein Post-/Long-Covid-Syndrom weder durch Laborwerte gesichert diagnostiziert noch ausgeschlossen werden kann. Sollten die Symptome drei Monate nach der Infektion persistieren, wird eine spezialärztliche Abklärung angeraten. Die Leitlinie klärt außerdem darüber auf, dass selbst Patienten mit schwerer Lungenbeteiligung (nahezu) komplett rekonvaleszieren können, bei anhaltender Symptomatik jedoch eine pneumologische Diagnostik initiiert werden sollte. Über die Effekte einer postinfektiösen Vakzinierung der Patienten trifft die neue Leitlinie aufgrund der geringen Evidenz keine eindeutige Aussage, erste Fallserien deuten aber darauf hin, dass Patienten mit dem Post-Covid-Syndrom profitieren könnten.