Erstes orales Monotherapeutikum zur Behandlung der paroxysmalen nächtlichen Hämoglobinurie in der EU zugelassen
Hinweis
Es handelt sich bei dem Inhalt dieser Seite um eine frühere Veröffentlichung. Bitte beachten Sie, dass die Aussagen gegebenenfalls nicht mehr der aktuellen Rechts- und Vertragslage entsprechen.
Bei Fragen hilft Ihnen das DAP-Team auch gerne persönlich weiter – schreiben Sie einfach eine E-Mail an insonderfo@anderesdeutschesapothekenportal.de.
Zum 17. Mai 2024 wurde Iptacopan (Fabhalta) durch die Europäische Kommission zur Behandlung der paroxysmalen nächtlichen Hämoglobinurie (PNH) zugelassen. Damit steht für Betroffene erstmals ein oral anwendbares Monotherapeutikum zur Verfügung. Die Zulassung stützt sich unter anderem auf die positiven Ergebnisse der Phase-III-Studie APPLY-PNH.
Die PNH ist eine erworbene, anfallsartig (paroxysmal) auftretende Erkrankung, die zur Hämolyse führt. Grund dafür ist eine somatische Mutation des PIGA-Gens pluripotenter hämatopoetischer Stammzellen des Knochenmarks. Dieses Gen codiert für ein Vorläuferprotein des Glykosylphosphatidylinositol(GPI)-Ankers, welcher unter anderem dafür verantwortlich ist, verschiedene Proteine an der Oberfläche von Blutzellen zu verankern. Von besonderer Bedeutung sind Inhibitoren des Komplementsystems auf der Oberfläche der Erythrozyten. Bei der PNH können diese Proteine nicht verankert werden – sie fehlen auf der Erythrozytenoberfläche. Als Folge wird das Komplementsystem des Immunsystems an der Erythrozytenoberfläche aktiviert und die Blutzellen lösen sich auf – es kommt unter anderem zur Anämie, Thrombose und Hämoglobinurie.
Zur Therapie stehen Inhibitoren des Komplementfaktors C5 (Ravulizumab und Eculizumab) und C3 (Pegcetacoplan) zur Verfügung. Seit dem 17. Mai 2024 ist auch ein Faktor-B-Inhibitor eine Option.1 Der Wirkstoff Iptacopan bindet reversibel an das aktive Zentrum von Faktor B und dessen Spaltprodukt Bb.
Die Zulassung wird durch die positiven Ergebnisse einer Phase-III-Studie begründet. Dabei konnte bei knapp 88,2 % der Probandinnen und Probanden ein Anstieg des Hämoglobinspiegels um mindestens 2 g pro Deziliter ohne Transfusion beobachtet werden. Dabei wurde Iptacopan in der nun zugelassenen Dosis von 200 mg zweimal täglich in Kapselform als Monotherapeutikum oral eingenommen. Die häufigste Nebenwirkung waren Kopfschmerzen.2
1 European Commission: Fabhalta. Online verfügbar unter: https://ec.europa.eu/health/documents/community-register/html/h1802.htm
2 Régis Peffault de Latour et al. Oral Iptacopan Monotherapy in Paroxysmal Nocturnal Hemoglobinuria. Doi: 10.1056/NEJMoa2308695