Einfach modifizierte Amino­säure weckt große Hoffnung für die Parkinson-Therapie

Eine spektakuläre Entdeckung könnte dazu führen, dass der Verlauf von Parkinson zukünftig schon im Früh­stadium gestoppt werden kann. Eine internationale Forschungs­gruppe unter der Leitung der LMU München und der Uni­versität Marburg konnte in zwei Patientenfällen zeigen, dass eine modi­fi­zierte Amino­säure, Acetyl-DL-Leucin (ADLL), das Fort­schreiten der Krank­heit verhindern und erste Schäden sogar rück­gängig machen könnte. Die Ergebnisse sind viel­ver­sprechend, doch klinische Studien sind erforder­lich, um die Erkennt­nisse zu bestätigen.

Eine Publikation einer inter­nationalen Arbeits­gruppe, die von Forschenden der Ludwig-Maximilians-Uni­versität München und der Uni­versität Marburg ge­leitet wird, beschreibt zwei Patienten­fälle, bei denen der Verlauf von Parkinson in einem frühen Stadium mit­hilfe einer ein­fachen modifi­zierten Amino­säure, Acetyl-DL-Leucin (ADLL), gestoppt werden konnte. Dargestellt wird die Behandlung zweier Personen, die an einer isolierten REM-Schlaf­ver­haltens­störung (iRBD) litten. Diese Störung gilt als eines der ver­lässlichsten Früh­symptome für Parkinson, da über 85 % der Betrof­fenen inner­halb von 10 bis 15 Jahren an Parkinson oder einer Lewy-Körperchen-Demenz erkranken.

In beiden Fällen wurde mittels PET-Scan eine patho­logische Veränderung von Dopamin-Trans­portern nachge­wiesen, zudem litten beide unter Anosmie (Riech­störung). Sowohl der Befund bezüglich der Dopamin-Transporter als auch die Anosmie gelten als Parkinson-Früh­symptome. Als Intervention erhielten die Patientin und der Patient über 22 Monate jeweils 5 g ADLL täglich.

Die Ergebnisse der Behandlung sind bemerkens­wert: Unter der Therapie mit ADLL konnte die Krank­heits­pro­gression nicht nur gestoppt werden, auch pathologische Ver­änderungen, die durch Bild­gebungs­ver­fahren und Scoring-Systeme nach­ge­wiesen wurden, bildeten sich zum Teil zurück. Sowohl das dopaminerge System als auch die Hirn­aktivität begannen sich inner­halb von nur drei Wochen nach Beginn der Behandlung, gemessen anhand spezi­fischer Scores und PET-Scans, zu regenerieren.

Die Wirkungs­weise von ADLL wird im Zusammen­hang mit dem lysosomalen System und dem zellu­lären Energie­stoff­wechsel vermutet. Störungen des lysosomalen Systems wurden in der Vergangen­heit zu­nehmend mit der Ent­stehung von Parkinson in Verbindung gebracht. Obwohl diese Beobachtung an nur zwei Personen keine grund­sätzlichen Schluss­folgerungen zu­lässt, weckt sie dennoch Hoffnungen auf eine mögliche neue Therapie, die Parkinson schon im Früh­stadium auf­halten könnte.1
 


1 Wolfgang H. Oertel, Annette Janzen et al.: Acetyl-DL-leucine in two individuals with REM sleep behavior disorder improves symptoms, reverses loss of striatal dopamine-transporter binding and stabilizes pathological metabolic brain pattern—case reports. Doi: 10.1038/s41467-024-51502-7

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