Long COVID – Ergebnisse von Therapiestudien 2025 erwartet

Unter dem Motto „Bedarfs­gerechte Ver­sor­gung post­infek­tiö­ser Erkran­kungen – ein Problem von Genera­tionen?“ fand Ende November der 3. Long-COVID-Kongress, organisiert vom Ärzte- und Ärztinnen­verband Long COVID sowie vom Bundes­ministerium für Gesund­heit (BMG), statt. Der Kongress bot die Mög­lich­keit, den neuesten Wissens­stand miteinander zu teilen: Sowohl bei der Grund­lagen­for­schung als auch bei mög­lichen thera­peu­tischen Inter­ven­tionen sind Fort­schritte zu verzeichnen.

Prof. Carmen Scheibenbogen, eine führende Expertin in der Forschung zum post­viralen Erschöpfungs­syndrom (ME/CFS), gab einen Über­blick zu den klini­schen Studien an der Charité bei Post-COVID-/ME-CFS-Betroffenen: Die Immun­adsorption, bei der spezifische Auto­anti­körper (β-adrenerge Rezeptor-Antikörper) aus dem Blut entfernt werden, zeigte signi­fikante Ver­besse­rungen bei einem Teil der Patien­tinnen und Patienten. Die publi­zierten Studien­ergeb­nisse werden für das Frühjahr 2025 erwartet. Da der Effekt der Immun­adsorption nicht dauerhaft ist, sollen spezi­fische B-Zell-depletierende Medikamente unter­sucht werden, die die anti­kör­per­pro­du­zie­renden Zellen inhibieren. So beispiels­weise Inebilizumab, das zur Behand­lung von Erwachsenen mit Neuro­myelitis-optica-Spektrum-Erkran­kungen zugelassen ist.

Bei einer weiteren Phase-2-Studie mit dem Wir­kstoff Vericiguat, zugelassen zur Behand­lung der Herz­insuffi­zienz, läuft derzeit noch die Rekru­tie­rungs­phase – erste Erfah­rungen zeigen eine Ver­besserung der körper­lichen Belast­bar­keit und eine Reduktion von Brain Fog.

Einen interessanten Ansatz teilte Prof. Klaus Wirth, der als Krank­heits­konzept für ME/CFS einschließlich post­exertio­neller Malaise (PEM) die Mito­chondrien ins Visier nimmt: Diese werden in den Muskel­zellen durch Durch­blu­tungs­stö­run­gen und eine einge­schränkte Akti­vität der Na+/K+-ATPase geschädigt, was zu mitochondrialer Dys­funk­tion in der Skelett­musku­latur und zur Belastungs­intoleranz führt. Für eine medika­men­töse Inter­vention sieht Prof. Wirth großes Potenzial, ein Test­kandidat soll schnellst­möglich weiter­ent­wickelt werden.

Lauterbach verspricht weitere Forschungs­förderung

Bei seiner Rede kündigte Bundes­gesund­heits­minister Prof. Karl Lauterbach an, dass das BMG weitere 30 Forschungs­projekte im Bereich Long COVID und ME/CFS für Erwachsene fördern werde. Die Finan­zie­rung der Projekte sei zudem bis 2028 gesichert.

Auf die Frage, wann die von einer Experten­kommission erarbeitete Liste zu Medika­menten im Off-Label-Use bei Post-COVID erscheinen werde, bat der Minister noch um Geduld: Der umfang­reiche Recherche­prozess der verfüg­baren Studien­daten werde dazu führen, dass die Liste erst im Frühjahr 2025 ver­öffent­licht wird. Vor einiger Zeit war bereits der Therapie­kompass ver­öffent­licht worden, der Ärztinnen und Ärzten als Leit­faden bei der Symptom­therapie unter­stützen soll.

 

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