Lieferengpässe bei Cabergolin- und Bromocriptin-Präparaten
Hinweis
Es handelt sich bei dem Inhalt dieser Seite um eine frühere Veröffentlichung. Bitte beachten Sie, dass die Aussagen gegebenenfalls nicht mehr der aktuellen Rechts- und Vertragslage entsprechen.
Bei Fragen hilft Ihnen das DAP-Team auch gerne persönlich weiter – schreiben Sie einfach eine E-Mail an insonderfo@anderesdeutschesapothekenportal.de.
Derzeit erhalten Patienten, die für ihre Hyperprolaktinämie oder Akromegalie normalerweise cabergolin- oder bromocriptinhaltige Arzneimittel einnehmen, nicht das gewohnte Präparat. Vor diesem Hintergrund warnt die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE), dass ein Absetzen der Medikamente für viele Patienten ein gesundheitliches Risiko ist, und rät Patienten, die ihr gewohntes Präparat aufgrund von Lieferengpässen nicht erhalten, einen Endokrinologen aufzusuchen. Wie genau äußern sich die Krankheitsbilder, und was für Alternativen bieten sich für Betroffene?
Bei Cabergolin und Bromocriptin handelt es sich um Dopamin-Agonisten. Diese werden vor allem zur Behandlung von Hyperprolaktinämie eingesetzt, einer übermäßig erhöhten Konzentration von Prolaktin im Blut. Diese tritt vor allem im Zusammenhang mit Prolaktinomen, gutartigen Tumoren im Vorderlappen der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse), auf. Als Resultat dieses erhöhten Prolaktinspiegels wird der hormonelle Zyklus bei Frauen stark beeinflusst. Die Monatsblutung bleibt aus. Außerdem können betroffene Frauen nicht schwanger werden. Männer leiden unter Libidoverlust und Erektionsstörungen bis hin zum Verlust der Fruchtbarkeit. Treten Prolaktinome und somit einhergehend die Hyperprolaktinämie und daraus folgend hormonelle Störungen ein, führt dies bei Präpubertären zu Riesenwuchs. Zunge, Hände und Füße können darüber hinaus altersunabhängig vergrößert werden.
Ganz ähnlich ist dies bei der Akromegalie. Auch hier werden aufgrund eines gutartigen Tumors der Hypophyse vermehrt (Wachstums-)Hormone ausgeschüttet, was zur Vergrößerung von Händen, Füßen und Zunge, aber auch Knorpeln (auch am Kehlkopf) sowie Längenwachstum bei Präpubertären führen kann. Auch innere Organe können betroffen sein.
An den Beschwerdebildern wird deutlich, wie wichtig eine konsequente Therapie für Betroffene ist. Nicht nur kann das Krankheitsbild den Alltag und die Lebensplanung der Patienten stark einschränken, je nach Schwere können auch Folgeschäden wie Erblindung entstehen.
Lieferengpässe beeinträchtigen die Therapie
Seit einigen Wochen jedoch kommt es zu zunehmenden Lieferschwierigkeiten sowohl bei Cabergolin als auch bei Bromocriptin. Die für die beiden Krankheitsbilder wichtige Cabergolin-Dosierung von 0,5 mg ist dabei am häufigsten nicht erhältlich. Teilweise sind aber noch höhere Dosierungen lieferfähig – diese sind allerdings nur zur Behandlung von Parkinson zugelassen. Zwar sind die Tabletten teilweise teilbar, jedoch handelt es sich dann aufgrund der fehlenden Indikation um einen Off-Label-Use. Ein Ausweichen auf höhere Dosen muss vor diesem Hintergrund auf jeden Fall mit dem Arzt abgesprochen werden – selbst vor dem Hintergrund der noch geltenden SARS-CoV-2-AMVersVO, die das Ausweichen auf andere Wirkstärken erlaubt, sofern es keine Pharmazeutischen Bedenken geben sollte.
Als Hilfestellung für das Ausweichen auf andere Arzneimittel stellt die DGE eine Übersicht aller im Handel befindlichen Arzneimittel samt Einsatzgebieten zur Verfügung. Auch eventuelle Lieferengpässe inklusive der Alternativen Quinagolid und Metergolin, die noch gut verfügbar sind, werden erfasst:
Quelle: Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE): Lieferengpässe von Medikamenten gegen Hyperprolaktinämie und Akromegalie – Gesundheitliche Risiken bei Unterbrechung der Einnahme; 25.11.2020