Rote-Hand-Brief: Glatirameracetat kann noch Jahre später schwere anaphylaktische Reaktionen verursachen

Glatirameracetat ist ein etabliertes Arznei­mittel zur Behandlung der Multiplen Sklerose (MS) und wird häufig im häus­lichen Umfeld durch die Patientinnen und Patienten selbst injiziert. Aufgrund neuer Sicherheits­informationen haben das Bundes­institut für Arznei­mittel und Medizin­produkte (BfArM) und die Zulassungs­inhaber in einem aktuellen Rote-Hand-Brief auf das Risiko schwer­wiegender anaphylaktischer Reaktionen hinge­wiesen. Diese Reaktionen können auch Monate bis Jahre nach Behandlungs­beginn auf­treten und in seltenen Fällen töd­lich enden.

Das BfArM und die Zulassungs­inhaber von Glatirameracetat-haltigen Arznei­mitteln informieren in einem aktuellen Rote-Hand-Brief über das Risiko schwer­wiegender anaphylaktischer Reaktionen, die auch Monate bis Jahre nach Behandlungs­beginn auftreten können.1 Glatirameracetat, das als Injektions­lösung in den Dosierungen 20 mg/ml und 40 mg/ml zur Verfügung steht, wird zur Behandlung der MS eingesetzt. Bereits seit langem sind Post-Injektions- und anaphylaktische Reaktionen nach der Verab­reichung des Medikaments dokumentiert. Neuere Erkenntnisse aus einer EU-weiten Über­prüfung zeigen jedoch, dass anaphylaktische Reaktionen nicht nur unmittel­bar nach der Injektion, sondern auch ver­zögert, über Monate bis Jahre nach Beginn der Therapie, auftreten können. Diese Reaktionen treten gelegent­lich auf, das heißt im Schnitt bei mindestens 1 von 1.000 und weniger als 1 von 100 behandelten Personen. Dabei sind einige dieser Reaktionen tödlich verlaufen. Zwei Heraus­forderungen ergeben sich aus diesen Erkenntnissen: Zum einen wird Glatirameracetat häufig im häus­lichen Umfeld selbst injiziert, wodurch eine sofortige medizinische Über­wachung fehlt. Zum anderen können die bekannten Post-Injektions­reaktionen den Symptom­beginn einer anaphylaktischen Reaktion kaschieren und somit eine verzögerte Diagnose zur Folge haben.

Es ist daher ent­scheidend, dass sowohl Patientinnen und Patienten als auch betreuende Personen umfassend über dieses Risiko aufge­klärt werden. Im Falle des Ver­dachts auf eine anaphylaktische Reaktion muss unver­züglich ärztliche Notfall­hilfe in Anspruch genommen werden. Als Reaktion auf die neuen Erkenntnisse werden die Produkt­informationen der Glatirameracetat-haltigen Arznei­mittel um­gehend aktualisiert, um klare Hinweise auf die möglichen anaphylaktischen Reaktionen zu geben.
 


1 BfArM: Rote-Hand-Brief zu Glatirameracetat: Auftreten von anaphylaktischen Reaktionen Monate bis Jahre nach Behandlungsbeginn. Online verfügbar unter: https://www.bfarm.de/SharedDocs/Risikoinformationen/Pharmakovigilanz/DE/RHB/2024/rhb-glatiramer.html?nn=591002

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