Gentherapie gegen HIV: Neue Entwicklung macht Hoffnung

Weltweit sind ca. 38 Millionen Menschen mit dem HI-Virus infiziert, davon starben im Jahr 2020 rund 680.000 an den Folgen der Erkrankung. In den Industrie­nationen kann die Krank­heit durch Medikamente gut therapiert werden, obgleich eine Heilung bisher nicht möglich ist. Ein neuer Therapie­ansatz von Forschenden der Tel Aviv University präsentiert nun eine innovative Behandlung mit viel­versprechenden Aussichten.

Das humane Immundefizienz-Virus(HIV) befällt bestimmte Zellen, die sogenannten CD4- oder auch T-Zellen, der körpereigenen Immunabwehr, mit deren Hilfe es sich im Körper stark vermehrt. Dabei werden die Wirtszellen zerstört. Die vom Immunsystem gebildeten Antikörper halten das Virus für eine gewisse Zeit in Schach. Irgendwann jedoch werden mehr T-Zellen zerstört als neu gebildet. Patienten leiden an einem geschwächten Immunsystem, welches ohne Behandlung zu AIDS (acquired immunodeficiency syndrome = erworbenes Immunschwächesyndrom) führt – dem Endstadium der Infektion mit dem HI-Virus.

In den frühen 80er Jahren wurden Wissenschaftler auf die Erkrankung aufmerksam. Besonders bei jungen, homosexuellen Menschen wurde die Erkrankung vermehrt beobachtet, was in einer diffusen Angst bis hin zu Abneigung gegenüber Homosexuellen resultierte. Mittlerweile ist das HI-Virus behandelbar und infizierte Menschen haben meist eine gute Prognose. Seit 2019 kann in Deutschland für besonders gefährdete Personengruppen eine Präexpositionsprophylaxe (PrEP) verschrieben werden.

Eine Heilungsmöglichkeit gibt es momentan jedoch nicht. Dadurch, dass sich das Virus in das Erbgut seines Wirtes integriert, ist es schwierig, erfolgreiche Therapiemöglichkeiten zu entwickeln. Ein neuer Ansatz der Universität von Tel Aviv bringt nun eine innovative, vielversprechende Behandlungsoption hervor.1 Dabei werden B-Zellen mittels der Genschere CRISPR/Cas genetisch so modifiziert, dass sie HIV-spezifische Antikörper produzieren. An sich ist das keine neue Strategie, allerdings gibt es Neuerungen, welche die Therapie einzigartig machen: Die B-Zellen werden in vivo, also im Patienten selbst verändert. Dabei kommen zwei virale Vektoren zum Einsatz. Einer trägt die genetische Information, welche für die Antikörper kodiert, der zweite Vektor beinhaltet das CRISPR/Cas-System, welches das Zielgen in die B-Zellen integriert.

Ein großer Vorteil dieser Herangehensweise ist, dass man sich die Vermehrungsweise des Virus für die Behandlung zu eigen macht. Kommt eine modifizierte B-Zelle mit dem HI-Virus in Berührung, stimuliert das Virus die Vermehrung der Zelle, wodurch nach und nach mehr HIV-Antikörper-produzierende B-Zellen entstehen. Es handelt sich um die erste HIV-Behandlung, die sich selbstständig im Körper weiterentwickeln kann.

In ersten Tierversuchen konnte eine hohe Anzahl an neutralisierenden Antikörpern gegen das HI-Virus gezeigt werden. Ob und wann die Therapie für Studien an Menschen geeignet ist, muss sich allerdings noch zeigen.
 


1 Tel Aviv University: Breakthrough Technology Could Lead to One-Time HIV Treatment. Online verfügbar unter: https://english.tau.ac.il/combating_AIDS

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