Erstes in der EU zuge­lassenes Gen­thera­peutikum bei Hämophilie A wird nach Pay for Performance ver­gütet

Valoctocogen Roxaparvovec (Roctavian®) wurde im August 2022 als erstes Gen­thera­peutikum bei Hämophilie A zuge­lassen. Nach langen Verhandlungen konnten sich im November 2023 das Unter­nehmen BioMarin und der GKV-Spitzen­verband auf ein ergebnis­basiertes Vergütungs­modell, Pay for Performance (P4P), einigen.

Patientinnen und Patienten mit Hämophilie A fehlt es genetisch bedingt an dem Gerinnungs­faktor VIII im Blut. Grund dafür ist eine Mutation im F8-Gen, das für das Protein kodiert. Entsprechend kommt es zur erhöhten Blutungs­neigung, die je nach Schwere­grad der Ausprägung durch Blutungen z. B. im Gehirn, Rücken­mark oder Darm lebens­be­drohlich verlaufen kann.

Das Problem bei neuen Therapien ist die limitierte Daten­lage und somit Aussage­kraft über Zusatz­nutzen für Betroffene. Dement­sprechend schwierig gestaltet sich das Erstattungs­modell zwischen GKV-Spitzen­verband und dem pharma­zeutischen Unter­nehmen. Auch für Roctavian® hat es ein Jahr gedauert, um eine Einigung zu erzielen.

Beide Seiten konnten sich im November 2023 auf ein Pay-for-Performance-Modell mit einer Mindest­vertrags­lauf­zeit von 3 Jahren einigen. Das Vergütungs­modell sieht regelmäßige An­passungen vor, je nachdem, wie stark Patientinnen und Patienten von dem Medikament profitieren. Um dies transparent zu gestalten, wurde das Unter­nehmen BioMarin vom Gemeinsamen Bundes­aus­schuss (G-BA) zu einer anwendungs­be­gleitenden Daten­erhebung verpflichtet. Therapie­erfolg  oder -versagen, auf deren Grund­lage die Vergütung ange­passt wird, werden durch das Deutsche Hämophilie­register (DHR) dokumentiert.

Vorteil des P4P ist die AMNOG-konforme Anpassung. Ein zusatz­nutzen­adäquater Preis kann entsprechend aktuellen Daten­lagen erwogen werden – ein ergebnis­basierter Erstattungs­betrag sowie eine patienten­orientierte Versorgung sind die Folge.1
 


1 GKV-Spitzenverband: Einigung auf ein ergebnisbasiertes prospektives Kohortenmodell für EU-weit erste Gentherapie gegen Hämophilie A. Online verfügbar unter: https://www.gkv-spitzenverband.de/gkv_spitzenverband/presse/pressemitteilungen_und_statements/pressemitteilung_1718538.jsp

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