Antiepileptika in der Schwangerschaft: Risiko für psychische Störungen beim Kind
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Die Behandlung epileptischer Erkrankungen während einer Schwangerschaft ist stets eine Gratwanderung. Abzuwägen sind die Schäden für den Fetus durch die Medikamente gegenüber der Schädigung durch epileptische Anfälle. Die bisher umfassendste Studie, die den Zusammenhang von Antiepileptika in der Schwangerschaft und psychischen Störungen von Kindern untersucht, zeigt nun, wie hoch das Risiko tatsächlich ist.
Dass viele Antiepileptika in der Schwangerschaft ungünstige Einflüsse auf den Fetus haben können, ist keine neue Erkenntnis. Der Einfluss der Medikamente auf die psychische Gesundheit von Kindern nach Exposition im Mutterleib wurde aber nun in der bisher größten Kohortenstudie mit insgesamt 38.661 Kindern untersucht. Dabei wurden die Daten von verschiedenen Medikamenten untersucht. Die Forscher kamen zu folgenden Ergebnissen:1
- Kinder von Müttern, die während der Schwangerschaft mit Valproat behandelt wurden, entwickelten bis zum 18. Lebensjahr mit einer Wahrscheinlichkeit von 42,1 % eine psychiatrische Störung.
- Demgegenüber liegt das Risiko, eine psychische Störung zu entwickeln, bei Kindern von Müttern, die während der Schwangerschaft trotz Epilepsie keine pharmakologische Intervention erhielten, bei 31,3 %.
- Die Einnahme von Topiramat während der Schwangerschaft erhöht das Risiko, dass die Kinder ADHS entwickeln, und die Einnahme von Levetiracetam während der Schwangerschaft erhöht das Risiko der Kinder, ADHS oder Angststörungen zu entwickeln.
- Lamotrigin, Carbamazepin und Oxcarbazepin erhöhten das Risiko für psychische Erkrankungen dagegen nicht.
Die Studie zeigt, dass weitere Forschungen nötig sind, um die Folgen von Antiepileptika während der Schwangerschaft zu untersuchen. Dass vor allem Valproat in der Schwangerschaft nur mit äußerster Vorsicht angewendet werden sollte, ist schon länger bekannt. Allerdings zeigt die Studie, dass auch andere Medikamente einen langfristigen Einfluss auf die psychische Entwicklung von Kindern haben könnten. Eine fundierte Entscheidung der Medikation sollte stets individuell unter Abschätzung des Risikos stattfinden.
1 Julie Werenberger Dreier et al. Prenatal Exposure to Antiseizure Medication and Incidence of Childhood- and Adolescence-Onset Psychiatric Disorders. DOI: 10.1001/jamaneurol.2023.0674