Antibiotika-Versorgung im Fokus: Europas Abhängigkeit von Asien
Die Abhängigkeit Europas von Antibiotika-Wirkstoffen aus China und Indien birgt erhebliche Risiken für die Gesundheitsversorgung. Ein Bericht von Pro Generika zeigt, wie stark Europa auf Importe angewiesen ist und welche Folgen dies für die Versorgungssicherheit hat. Gleichzeitig wird betont, wie wichtig es ist, die Antibiotika-Produktion in Europa zu stärken und unabhängiger zu werden.
Die Herstellung von Antibiotika ist für die Gesundheitsversorgung unerlässlich, doch Europa hat seine Produktionskapazitäten in den letzten Jahrzehnten stark reduziert. Laut Pro Generika wird nur noch ein Fünftel der Wirkstoffe für den europäischen Markt in Europa hergestellt, der Großteil kommt aus China und Indien. Diese Abhängigkeit birgt erhebliche Risiken, etwa bei geopolitischen Spannungen oder Lieferengpässen.
Bereits 2016 führte die Explosion einer chinesischen Fabrik zu Lieferengpässen beim Kombipräparat PIPTAZ® (Piperacillin/Tazobactam) – etwa 70 % aller Lieferungen entfielen. Solche Engpässe treten inzwischen regelmäßig auf: Seit 2023 gibt es anhaltende Lieferengpässe bei Kinderantibiotika, sodass Ärztinnen und Ärzte häufig auf weniger geeignete Alternativen ausweichen müssen. Das erhöht die Gefahr von Resistenzen und erschwert die Versorgung.
Ein Grund für die Verlagerung der Produktion nach Asien sind die niedrigen Preise. Antibiotika wie Doxycyclin sind sogenannte Cent-Artikel, eine Packung bringt dem Hersteller nur 42 Cent ein – Rabatte nicht miteingeschlossen. Angesichts solcher Margen haben sich viele europäische Anbieter aus dem Markt zurückgezogen. Die Zahl der europäischen Hersteller von Doxycyclin ist innerhalb eines Jahres von vier auf zwei gesunken, früher waren es sogar 20.
Trotz dieser Herausforderungen gibt es noch einige Produktionsstätten in Europa, zum Beispiel in Kundl (Österreich) und Labesfal (Portugal). Diese müssen gestärkt und ausgebaut werden, um die Abhängigkeit zu verringern. Politische und wirtschaftliche Anreize, wie Investitionen in nachhaltige Produktionsmethoden, sind entscheidend, um die Antibiotika-Produktion in Europa wiederzubeleben und damit die Versorgungssicherheit zu erhöhen.
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